TENKARA AM BACH - Tenkara AUSTRIA

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TENKARA AM BACH

Ich bin mir absolut sicher: einen unberührten, herrlich verwachsenen klaren Bach zu befischen, dass kann mit der richtigen Herangehensweise das schönste Tenkara-Fischen sein und auch Arten- und Naturschutz nachhaltig einbeziehen.

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Solche Bäche laden auch ein die Seele baumeln zu lassen

Herausforderung, aber zugleich auch Vergnügen sind verwachsene Bäche, denn sie sind verdammt großartig und es passiert etwas wirklich Magisches, wenn wir diese Welt betreten und die Stimmen der Bachlandschaft aufnehmen und
den Tanz mit den meist goldfarbenen Flossenträgerinnen beginnen.


Doch so mancher von uns wird am Bach zunächst ratlos sein, denn kurviger Verlauf des Bachbettes, nur wenige Meter breit, schnelle Züge, kleine Wasserstufen, aber auch tiefere Gumpen, Hindernisse wie umgestürzte Bäume, unterspülte Ufer und Steine in allen Größen, tiefe schwarze Schatten an der Oberfläche oder Lichtreflexe des Mini-Flusses, die den Einblick ins Wasser verwehren, hohe dichte Vegetation bis zum Ufer. All das braucht seine Zeit um solche Gegebenheit richtig einzuordnen, zu durchschauen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Aber man bekommt langsam den „richtigen Blick“ für so ein Fischwasser – vielleicht nicht gleich beim ersten Fischgang - und lernt seine Bewohner zu sehen und Standplätze richtig einzuschätzen.

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Der Bach bietet selbst an heißen Tagen Schutz und Kühle

Aber auch wenn man den sechsten Sinn entwickelt hat, Schatten über dem Grund richtig deuten kann, aus den Augenwinkeln noch eine kleine Bugwelle ein des flüchtenden Fisches sieht, so ist immer „Vorsicht“ angesagt und das bedeutet auch kurze Schnurlängen, seitlich gekippte Rute beim Werfen und leises konzentriertes Bewegen am Ufer, denn Waten ist in den meisten Fällen nicht notwendig und würde das empfindliche Ökosystem (Wasserinsekten, Laichplätze,..) nur unnötig belasten. Man kann in der Regel keine kapitalen Fische überlisten, aber fallweise leben in solchen „Blue Lines“ auch ein paar außergewöhnliche stärkerer Exemplare und wer sorgsam, bedacht und aufmerksam die Fliege präsentiert, kann eine ordentliche Überraschung erleben und dann ist man dem Zauber der Bachfischerei längst ausgeliefert.

Am Bach fischen bedeutet pirschen, klettern, regungslos warten können, schauen und abwägen, wenn man den Wurf setzt und vor allem wohin. Hier geht es nicht um Wurfdistanzen, sondern um präzises Service der Fliege, dass dann im Steigen des Fisches mündet oder im blitzschnellen Zupacken an einer Nymphe. Und es ist mehr Herausforderung eine wild gewachsene 30cm Forelle mit einer Leine, die sich nur mit unwesentlichem Abstand waagrecht über der Wasseroberfläche befindet zu führen, auf engster Bahn durch Lücken im überhängenden Gebüsch.

Fische im Bach sind von Geburt an einem gnadenlosen Ausleseprozess ausgeliefert, aber jene die Überleben sind wild und extrem vorsichtig und absolut an die Verhältnisse angepasst und jeder Schritt, jeder Wurf muss gut überlegt sein, denn sonst ist der Fisch weg. Die Oberfläche, die fast immer in Bewegung ist, erschwert den Forellen den Blick aus dem Wasser. Aber oft genug gibt es auch Phasen – die sogenannten „Fenster“ – wo das Wasser glatt und ruhig wie ein Spiegel ist und so den freien Blick in unsere Welt gewähren. Das sind die Augenblicke wo wir, wenn wir uns nicht bedeckt halten wahrgenommen werden und schon ist Flucht angesagt und alle solche Fluchten setzen sich in weitem Umkreis fort.
 Und Bachfischer sollten auch unbedingt mobil sein, denn es hat keinen Sinn lange an einem Ort zu bleiben, sondern es ist eher angeraten viel Wasser abzudecken.
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Mit der Landschaft eins werden und sich achtsam verhalten

GERÄTETIPPS
Rollwürfe sind die erste Wahl um die Fliege an das Ziel zu bringen, da Büschen und Bäume meist einen gezielten Überkopfwurf verhindern. Dafür eignen sich am besten eine Rute mit der Aktion 6:4 oder 7:3 in der Länge von 2,7 - 3m (maximal 3,4m).  Da die Wurfdistanz selten über wenige Meter hinaus geht, verwende ich 3 - 4m geflochtene sich verjüngende Tenkara-Lines  und das Vorfach in einer Länge von 1,5 bis max, 2m in der Stärke von 0,16 oder 0,18.

EINE KLEINE AUSWAHL REICHT
Meine Fliegenbox für den Bach ist extrem spartanisch gefüllt. Ein paar Nassfliegen, einige Nymphen mit Goldkopf, Silberkopf oder Kupferkopf und buschig gebundene hoch-schwimmende Trockenfliegen (ev. mit eingebundener Sichthilfe) die auch Grashüpfer und kleine Käfer imitieren. Bedeckte Farben wie schwarz, braun und grau sind meine bevorzugte Wahl. Hakengrößen von 10 bis 14 (fallweise 16) sind optimal. Um die Fliege zu setzen reicht oft ein verzögerter Anschlag, meist genügt ein sanftes Anheben der Leine um den Haken sicher zu setzen.

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Meine Favoriten am Bach

WERFEN AM BACH
Das ist praktisches Wurftraining ! Man lernt seine Rute und Leine in allen Ebenen zu führen und auch mit der falschen Hand zu werfen oder auf der der der Rutenhand abgewandte Seite. Der Rollwurf und vor allem den Luftrollwurf sind unverzichtbar zu beherrschen. Ob man nun stromab, stromauf oder querüber fischt hängt von den jeweiligen Gegebenheit am Standplatz ab UND vor allem von den eigenen Wurffähigkeiten. Am Bach lernt man sehr schnell, dass Präzision, Präsentation und sanftes leichtes Aufsetzen der Fliege entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Wer die „Bachschule“ erfolgreich absolviert hat, wird an jedem größeren Gewässer sofort zurechtkommen.

REISE MIT LEICHTEM GEPÄCK
Mein Zubehör passt in eine leichte Weste, kleinen Rucksack (oder an ein Lanyard) und beinhaltet Schnurclip, Vorfächer, Lösezange und Imprägniermittel für die Trockenfliege und nicht zu vergessen einen Schonkescher, denn damit lassen sich die sehr lebhaften Forellen einfacher und schneller bändigen und wieder in die Freiheit entlassen.

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Leichtes Gerät lässt den Fischtag unbeschwert erleben


TAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN
  • Fische zuerst den Nahbereich deines Standortes ab, erst dann verlängere die Wurfdistanz.
  • Bei einem Gumpen die Fliege immer zuerst im Auslauf präsentieren, dann mehr in die Mitte und zum Schluss zum Anfang, dort, wo das Wasser einströmt.
  • Überwirf nie einen vielversprechenden Spot.
  • Erst wenn die Drift vorbei ist, hebe die Schnur vom Wasser ab, aber versuche auch die Variante am Ende der Drift das Muster gegen die Strömung zurück zu zupfen.
  • Konzentriere dich auch auf unscheinbare Taschen in der unmittelbaren Nähe von Steinen. Solche Taschen können nur einen halben Quadratmeter groß sein, aber die Chance bei präzisem Service dort auf einen Fisch zu stoßen, ist recht gut.
  • Plätze vor dem Stein schenke auch unbedingt deine Aufmerksamkeit, denn dort befinden sich oft bessere Standplätze, vorausgesetzt es hat sich dort strömungsbedingt eine Vertiefung gebildet. Die Fische können hier nämlich auf einem „Strömungskissen“ schweben, das durch den Aufprall der Wassers auf die Steine entsteht. Aus dieser Perspektive sehen sie jeden Nahrungsbrocken, aber auch Gefahren, schon von weitem heran treiben.
  • An Rinnen stehen Fische gerne genau an der Kante vom langsamen zum schnellen Wasser. Hier haben die Fische wenig Energieaufwand und warten die Fische auf vorbeitreibende Nahrung.
  • Bei schnellerer Strömung können wir Fische erwarten, wenn der Gewässerboden mit größeren Steinen belegt ist und so den Fischen Schutz vor dem Wasserdruck bieten.
  • Unterspülte Ufer bieten den Fischen hervorragende Geheimverstecke und Schutz.

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    Solche Goldbarren sind der Lohn

ÄUSSERSTE VORSICHT
Es gilt flexibel zu sein, auch wenn es Grundregeln gibt, denn ist schier unmöglich für alle Situationen Lösungen anzubieten. Den die Bäche in ihrer Struktur und ihre Bewohner sind so einzigartig, dass wir gezwungen sind uns immer wieder neu anzupassen. Einige Grundregeln die man schnell – meist durch Eigenerfahrung – sehr schnell aufnimmt sind:

  • Nutz jede sich bietende Deckung und bewege dich unauffällig und achtsam.
  • Wate nur, wenn es absolut nötig ist und unterschätze NIE den Druck des Wassers und Hindernisse im Wasser sowie glitschige Steine.
  • Fische nach Möglichkeit stromauf, damit gehst du die Fische von hinten an.
  • Beginne erst zu fischen, wenn du die richtige Position und einen sicheren Stand hast.
  • Schau dir genau den Wurf-Raum und Hindernisse (auch im Wasser) an, bevor du anfängst zu werfen.
  • Versuche mit wenigen Leerwürfen deine Fliege ans Ziel zu bringen.
  • Bei einem Hänger schieb die Rute zusammenund versuch den Hänger durch Griff in die Wurfschnur zu lösen und nicht über Zug der Rute, denn sonst landet die Fliege gleich wieder im nächsten Busch / Baum oder viel schlimmer, die Rute bricht !

CHANCE UND VERPFLICHTUNG
Bäche sind in vielerlei Hinsicht wertvoll, unersetzlich und lebensnotwendig. Darum sind wir Fischer aufgerufen solche Biotope mit dem nötigen Respekt zu begehen und zu befischen, ob widerhakenlos,
keinen Müll zurücklassend, kein wildes Niedertrampeln von Pflanzen, der absolut schonende Umgang mit der Kreatur Fisch, Rücksicht auf Wassertier (im und am Wasser ) und vielen anderen Möglichkeiten der Rücksichtnahme. Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn ich durch meine Ausführungen dazu beitragen kann, dass Interesse für die Bachfischerei geweckt zu haben und auch das Verständnis für diese Kostbarkeiten, die heutzutage nicht mehr selbstverständlich sind.

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Solche Ort und Fische sind ein Geschenk
 
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