STROMAUF ODER STROMAB – oder vielleicht doch QUER ? - Tenkara AUSTRIA

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STROMAUF ODER STROMAB – oder vielleicht doch QUER ?

Oft werde ich gefragt: "Wie präsentiert man eine Fliege, wie führt man eine Fliege?" Dann kommt meist die klassische Antwort: "Das kommt darauf an . . .". Ja, worauf? Und dann könnte ich einen Tag lang darauf los plaudern, aber zuerst einmal müsste ich erst viele Gegenfragen stellen:
Wie stark ist die Strömung?
Wie tief ist das Wasser?
Wie ist die Struktur?  
Welche Fische sind zu erwarten?
Was ist der Zielfisch?
Wie stark ist der Bewuchs?
Kann ich dort werfen?
Welche Hindernisse gibt es noch dort?  
Wo hat der Fisch Deckung ?
Wo findet der Fisch Nahrung ?
Wo hat der Fisch genug Sauerstoff?
Wo bieten sich Ruhezonen an ?
usw.

In Verbindung mit den Antworten auf diese Fragen und der richtigen Einschätzung der Strömungsgeschwindigkeit ergibt sich eine Empfehlung ob stromauf, stromab oder auch quer zu Strömung gefischt werden soll.

Da die Natur oft für Ausnahmen sorgt, sind die nachfolgenden Regeln nur ein grober Leitfaden. Die eigene Beobachtung hat immer Vorrang und verhilft zu einem erfolgreichen Tag am Wasser.

TROCKENFLIEGE
Stromaufwärts:
Direktes stromauf Fischen wird eher selten praktiziert. Die häufigste Methode ist das schräg stromauf Fischen. Die Vorteile bei dieser Art sind leicht erklärt: Da die Fische stromauf stehen ist man selbst hinter dem Fisch und wird somit nicht so leicht gesehen. Das Vorfach und die Fliege treiben seitlich vom Fisch und in der natürlichen Strömungsgeschwindigkeit. Das Abheben der Flugschnur geschieht ebenfalls grundsätzlich außerhalb der Sichtweite des Fisches außer man überwirft den Fisch. Der Anhieb sitzt besser als beim stromab Fischen. Wird aber die Strömung zu schnell, ist ein stromauf Fischen meist nicht mehr ratsam.

Wie ist nun der Ablauf ?
Man wirft die Fliege stromauf, lässt sie ganz natürlich abwärts, auf den Fliegenfischer zutreiben, holt dabei die Schnur entweder in Schlaufen ein oder lässt sie einfach ins Wasser fallen. Ist die Fliege auf der Höhe des Fliegenfischers angekommen, erfolgt der neue Wurf.

Wenn die Strömung in die Schnur fährt, diese Bäuche bildet und die Fliege dreggt, dann hilft der einfache Trick die  Schnur umzulegen (zu menden).
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Stromabwärts:
Ich empfinde es aber auch als sehr angenehm und bequem stromab zu fischen und die Fliege auch einige Meter vor mir hertreiben zu lassen. Dazu verwende ich dann gerne eine Trockenfliege aus Rehhaar, diese schwimmt perfekt und eignet sich auch als Schlitterfliege.
Nachteil ist natürlich, dass man, wenn keine Deckungsmöglichkeiten vorhanden sind und man nicht vorsichtig watet, vom Fisch sehr schnell gesehen wird. Bei sehr starker Strömung ist oft nur ein stromab Fischen möglich.

Manchmal erreicht man die Stelle unterhalb des Fisches nicht aufgrund von Sträucher, Tiefe oder einfach, weil man andere Fische, die auch noch in der Nähe stehen, nicht vergrämen will. Dann ist nur noch das Fischen stromab möglich. Würde man nun die Schnur kerzengerade stromab ablegen, würde die Fliege sofort von der Strömung erfasst werden und zu furchen beginnen. Abhilfe schafft hier der Schlangenwurf oder Fallschirmwurf. Nun kann sich in der Zeit in der sich das Vorfach / die Schnur streckt die Fliege in der Strömungs-Geschwindigkeit auf den Fisch zu bewegen.

Ein ganz besonderer Moment ist es zusehen, wenn Trockenfliege quer zur Strömung abreibt, dann der Fisch hochsteigt,
ein kleiner Wasserschwall erscheint und der Biss erfolgt.
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Quer zur Strömung:
Hat man genug Distanz zum Fisch, bietet sich das Werfen quer zur Strömung an. Auch das ist eine sichere Art der Präsentation. Beim Werfen quer zur Strömung sollte, abgesehen von Distanzwürfen, auch der Bogenwurf beherrscht werden. Er verhindert das Furchen der Fliege wenn die Strömung in die (gerade abgelegte) Schnur fährt. Würfe quer zur Strömung werden meist für Rinnen oder ruhigere Zonen am gegenüberliegenden Ufer benötigt.

NASSFLIEGE

Das Fischen mit der Nassfliege wir oft vernachlässigt, obwohl es eine äußerst reizvolle und auch erfolgreiche "Fliegenfischerei" ist. Denn Nassfliegen können von Fliegenlarven, Auskriechern, Aufsteigern, Köcherfliegen bis zum kleinen Futterfisch sehr viele Arten imitieren. Gerade nach stärkeren Regenfällen oder bei etwas trüberem Wasser eignet sich diese Fliege hervorragend. Angeboten wird sie knapp unter der Wasseroberfläche, im Oberflächenfilm bis in Grundnähe sowohl stromauf als auch stromab oder quer zur Strömung.

Stromaufwärts:

Wie die Trockenfliege kann auch die Nassfliege stromauf serviert werden. Nach dem Ablegen lässt man sie treiben und zupft entweder mit der Schnur oder der Rutenspitze um ihr etwas Leben einzuhauchen, besonders effizient bei langsamerer Fließgeschwindigkeit. Auch bei schneller Strömung ist es oft notwendig stromauf zu werfen um die Fliege möglichst schnell auf Tiefe zu bringen. Dabei wird auch gerne der Fallschirmwurf verwendet. Die Fliege kommt dabei von oben und taucht somit schneller ab als bei Normalwürfen bei denen man z.B. die tiefe Stelle überwirft und die Fliege in die Gumpe treiben lässt.

Stromabwärts:
Meist ist damit ein schräges Stromab Fischen gemeint. Man wirft dabei schräg in Richtung anderes Ufer und lässt die Schnur bzw. die Fliege in einem Bogen wieder zum eigenen Ufer treiben. Da die Strömung in die Schnur, fährt wird die Fliege beschleunigt. Mendet man nun stromauf wird die Fliege langsamer, mendet man stromab wird sie schneller. Ist die Fliege wieder auf der eigenen Seite, hebt man die Flugschnur ab und präsentiert die Fliege neu.

Eine andere Methode ist der Leisenring-Lift. Dabei steht man einige Meter oberhalb des Fisches und lässt die Fliege auf ihn zu treiben. Nun sinkt sie ab und ist die Fliege kurz vor dem Fisch (im Sichtfeld) wird die Schnur gestoppt und/oder leicht zurück geholt. Die Fliege steigt dadurch auf und wird vom Fisch genommen. Die Rute sollte dabei nicht zu tief gehalten werden, damit der Fisch nach dem Biss ungehindert abtauchen kann. Auch ein Anhieb ist nicht notwendig, eher ein verzögertes Dagegenhalten und ruhiges Anheben der Rute.

Quer zur Strömung:
Hier gilt das Selbe wie beim Fischen mit der Nassfliege stromaufwärts bei langsamer Strömung.

NYMPHE:

Das Fischen mit der Nymphe ist sehr herausfordernd, da man meist nicht auf Sicht fischt und auch der Biss schwer erkennbar ist. Bissanzeiger lehne ich grundsätzlich ab. Vielmehr verlasse mich da auf das mein Beobachten des Vorfaches (wenn es Spannung verliert oder stehen bleibt oder mit einem Ruck unter Wasser gezogen wird), dem Fühlen mit Zeigefinger an der Rute oder dem Daumen der Schnurhand auch wenn dieser Weg am Anfang mühsam war und ich viele, viele Bisse „verschlafen“ habe.

Den (vermuteten) Standort des Fisches quer stromauf überwerfen und damit hat die Nymphe mehr Zeit auf die passende Tiefe abzusinken.
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Stromaufwärts:
Wirft man einen Fisch (auf Sicht) direkt stromauf an, läuft man Gefahr, dass das Vorfach oder die Flugschnur den Fisch erschrecken und ihn somit für längere Zeit vergrämen. Am besten ist auch hier schräg stromauf zu werfen. Da die Nymphe zum Fisch hinunter soll und um ihr dazu mehr Zeit zu geben überwirft man den Fisch etwas weiter als beim Trockenfliegenfischen.

Den (vermuteten) Standort des Fisches quer stromauf überwerfen und damit hat die Nymphe mehr Zeit auf die passende Tiefe abzusinken.
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Eine Methode des Nymphenfischens ist, die Schnur sehr kurz zu halten. Mit gestrecktem Arm und der Rute nach oben wird die Nymphe mit der Strömung geführt. Vor allem in schnelleren Gewässern ist diese Methode sehr wirksam, da fast keine Schnur auf dem Wasser aufliegt und ein Verdriften dieser vermieden wird. Hat die Nymphe die Position des Fliegenfischers erreicht, erfolgt wieder ein neuer Wurf.

Stromabwärts:
Eine Nymphe stromabwärts zu servieren ist die simpelste Form der Präsentation. Dies kann gerade mit leichten Nymphen wie der Ritz-D oder Fasanenschwanznymphe geschehen, indem man sie einfach vor sich her treiben lässt. Da diese Nymphen mehr oder weniger sehr tief schweben, kommt es auch kaum zu Hängern und man kann sie weit vor sich hertreiben lassen. Durch leichtes Heben der Rute kann man verhindern dass die Nymphe am Grund hängen bleibt.  

Eine andere bequeme Möglichkeit bei der ich auch schon oft erfolgreich war ist, die Nymphe einfach in einen Wasserschwall zu halten und die Nymphe mit den Wellen zu spielen lassen. Insekten widerfährt oft ein ähnliches Schicksal.

Quer zur Strömung:
Die Nymphe wird dazu quer ans andere Ufer geworfen. Durch die Strömung entsteht ein Schnurbauch. Will man die Geschwindigkeit des anschließenden "Herumtreibens" der Nymphe verlangsamen kann man dagegenmenden oder auch bei stärkerer Strömung einfach nur Schnur nachfüttern. Die Strömung zieht die Schnur durch die Ringe, dadurch wird diese seitlich in Richtung Angler verschoben. Gibt man keine weitere Schnur nach, steigt die Nymphe ähnlich wie beim Leisenring-Lift auf und häufig erfolgt in dieser Position der Biss.

STREAMER
Hier möchte ich mich dem Einsatz von Streamern als Brutfischimitation im Fließgewässer speziell für Großforellen (ich habe damit aber auch schon Aitel, Barben und auch Raubäschen gefangen) widmen. Ich verwende dazu leichte bis schwimmende Streamer um auch in stark verblockten Gewässerabschnitten die Verluste gering zu halten.
Bei dieser Art des Fischens sollte es schon ein etwas stärkeres Vorfach von 0,20-025 sein.  Auch bei Streamern sehe ich keine Notwendigkeit für einen Widerhaken. Es ist besonders wichtig, die Rutenspitze unmittelbar an der Wasseroberfläche zu halten. Wird die Rutenspitze zu hoch gehalten geht der Anhieb ins Leere oder man bekommt den Zug eines Fisches erst gar nicht mit. Eingestrippt wird beim Streamerfischen meist in längeren und kürzeren Zügen mit einer kurzen Pause dazwischen. Dadurch wird ein krankes Fischchen imitiert, das eine leichte Beute für den Fisch darstellen soll. Aber auch ein Heranzupfen oder Anheben der Rutenspitze kann zum Erfolg führen. Ebenso kann dem Streamer durch ein kurzes Anheben und Senken der Rutenspitze ein zusätzlicher Reiz verliehen werden. Auch ein flüchtendes Fischchen kann nachgestellt werden, indem der Köder in Intervallen sehr schnell geführt wird.

Stromaufwärts:
Beim stromauf Werfen muss die Schnur schneller als die Strömung eingeholt werden damit der Kontakt zur Fliege nicht abreißt. Will man eine Rinne am gegenüberliegenden Ufer befischen, wird der Streamer schräg gegen die Strömung geworfen. Durch das Menden wird eine natürliche Geschwindigkeit stromab gehalten.

Quer zur Strömung:
Das gegenüberliegende Ufer wird quer oder im 45° Grad-Winkel stromab angeworfen, den Streamer lässt man quer stromabwärts aber wieder in Richtung Angler treiben und belebt ihn durch Heben und Senken der Rutenspitze.

Stromabwärts:
Eine andere Methode ist, den Streamer einfach stromab zu halten so dass der Kopf wie bei allen Fischen gegen die Strömung schaut. Mit der Rutenspitze kann man durch Heben und Senken das "Fischchen" ganz natürlich führen. Gerade bei schneller Strömung ist diese Methode sehr wirksam. Man braucht eigentlich nichts zu tun als nur die Rute stromab zu halten, den Rest besorgt die Strömung

FAZIT:
Aus diesen sehr ausführlichen Beschreibungen lässt sich unschwer erkennen, dass es kein Patentrezept gibt an das man sich stur hält. Vielmehr sollte aus den verschiedenen Möglichkeiten die entsprechende Variante ausgewählt werden, immer angepasst an die am Wasser gegebenen Rahmenbedingungen, denn Fliegenfischen lernt man nur durch praktische eigene Erfahrung am Wasser !


Schlussendlich entscheidet die eigene Beobachtung und das Verstehen der Wassersituation darüber in welche Richtung geworfen wird.
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